Tool #10: Tetralemma

tool 10

Wofür?

Das Werkzeug »Tetralemma« (Sparrer/Varga von Kibéd 2000) hilft uns, aus einem Dilemma auszusteigen, indem es weitere mögliche Handlungsoptionen insFeld führt. Das Tool bringt schlicht mehr Farbe in eine schwarz-weisse Welt. Der Entscheidungs- und Handlungsspielraum wird erweitert. Das Tool kann sowohl individuell als auch in Teams eingesetzt werden. In unserem Fall – verortet im zweiten Quadranten – dient es dazu, neue Perspektiven zu gewinnen.

Das Tetralemma hilft uns, die rein rationale Ebene zu verlassen, und erschliesst über das Erkunden alternativer Positionen unsere intuitive Intelligenz.

  • Erkennen von Gedanken, Gefühlen und der eigenen Einstellung
  • Entwicklung der eigenen Gedanken, Gefühle und der Einstellung
  • Gewinnen neuer Perspektiven, Erreichen von Klarheit über persönliche Bedürfnisse
  • Auflösen von Blockaden und Durchbrechen von Mustern

Beispiel

Besonders eignet sich das Tetralemma in Situationen, die Entscheidungen erfordern, die scheinbar unvereinbar sind – dann also, wenn Sie Dilemmata und Paradoxien antreffen. In unserer VUCA-Welt kommt es immer öfter zu Situationen, die eine tiefe Reflexion und anschliessend kreatives, innovatives Handeln erfordern.

Gerade die Dimension A von VUCA (Ambiguität, Mehrdeutigkeit) erfordert maximale mentale Flexibilität und Agilität im Handeln. Das Bewusstsein dafür, dass die eigene Realität eben nur die eigene ist und so alles auch ganz anders sein könnte, steigert sich, wenn es uns gelingt, neue Perspektiven einzunehmen und neue Handlungsoptionen ins Auge zu fassen.

Worauf es ankommt

  • In erster Linie braucht das Tetralemma Ihre Bereitschaft, Positionen zu hinterfragen und neue Lösungen zu finden. Damit einher geht die Bereitschaft, das eigene Denken und Fühlen zu erkennen und die eigene Einstellung zu entwickeln.
  • Nehmen Sie sich Zeit (mindestens 45 Minuten) und Raum: Beim Tetralemma handelt es sich um eine systemische Strukturaufstellung. Je mehr Zeit Sie sich schaffen können, desto mehr mentalen Raum haben Sie zur Verfügung.
  • Auch der physische Raum unterstützt Sie beim Erkunden neuer Positionen, da Sie die Positionen beispielsweise auf Karten notieren, die sie an unterschiedlichen Stellen im Raum platzieren. Auf diese unterschiedlichen Positionen – sogenannte Bodenanker – können Sie zugehen und sich daraufstellen.
  • Das erlaubt Ihnen, sich voll und ganz – mit der ganzen körperlichen Präsenz – in eine Handlungsoption einzufühlen.

Schritt für Schritt

Das Tetralemma kann sowohl im Kleinen mit Stift und Papier durchgeführt werden als auch in der grossen Variante mit Moderationskarten im Raum als sogenannte Aufstellung. Die folgende Aufzählung zeigt die fünf möglichen Positionen und die Bewegungen, die Sie mental oder physisch vollziehen können.

  • «Das Eine»: Die erste Position – sie ist quasi «top of mind». Sie kommt uns zuerst in den Sinn und meist halten wir sie für die «richtige».
  • «Das Andere»: Dies ist die gegenteilige Position. Sie ist unvereinbar mit der ersten Position, steht dieser also diametral gegenüber. Meist halten wir diese andere Position für die «falsche».
  • «Beides»: Hier wird es spannend. Dies ist die Position, die die beiden ersten Positionen «das Eine» und «das Andere» vereint. Denn: Oft sind diese nur scheinbar widersprüchlich.
  • «Keines von beiden»: Hier steht die Frage im Mittelpunkt, worum es eigentlich sonst noch gehen könnte. Vielleicht sind «das Eine» oder «das Andere» einfach Symptome darunter liegender Phänomene.
  • «All dies nicht (und selbst das nicht)»: Oft stellen wir fest, dass keine der vier bisherigen Positionen alle Aspekte beinhaltet. Heitger/Serfass (2015) geben dieser Position den Zusatz «und selbst das nicht» – gemeint ist damit, dass als Konsequenz aus der Erkenntnis, dass auch dies keine Möglichkeit darstellt, keine neue Position eingenommen wird. Hier schränken Sie sich nicht auf eine neue Position ein, sondern können vielleicht mit der offenen Frage verbleiben.

Schritt 1

Das Szenario aufbauen: Zeichnen Sie das Schema aus Abbildung 22

auf ein grosses Blatt Papier oder notieren Sie die Positionstitel auf Moderationskarten und legen Sie diese (idealerweise in der abgebildeten kreuzförmigen Anordnung im Raum) auf dem Boden vor sich aus. Die fünfte Karte platzieren Sie dabei etwas ausserhalb. Gönnen Sie sich dafür einen Raum mit ausreichend Platz, in dem keine Möbelstücke Sie an der freien Bewegung hindern.

Schritt 2

Erkunden der ersten beiden Positionen: Fokussieren Sie auf die ersten beiden Optionen auf Ihrem Blatt oder treten Sie im Raum in die Nähe der

ersten beiden Karten. Benennen Sie beide Alternativen in Ihren eigenen Worten und notieren Sie in Stichworten die Definitionen Ihrer beiden Positionen. Klären Sie dabei auch und benennen Sie, welche Bedeutung «das Eine» oder «das Andere» für Sie hat. Halten Sie hier einen Moment inne – gehen Sie mental die eine und dann die andere Position durch. Haben Sie die Optionen im Raum platziert, bewegen Sie sich noch nicht. Lassen Sie sich jeweils rund eine Minute Zeit und spüren Sie in sich hinein. Verändert sich Ihr Körperempfinden, stellen Sie Unterschiede zwischen den Positionen fest?

Schritt 3

«Beides»: Fokussieren Sie nun auf Ihrem Blatt auf die dritte Position

«Beides» oder bewegen Sie sich im Raum an diese Stelle. Was erkennen Sie hier? Stellen Sie sich folgende Fragen (Heitger/Serfass 2015):

  • Welche Teile «des Einen» könnten sinnvoll «im Anderen» auftauchen?
  • Gibt es übersehene Überschneidungen?
  • Kann etwas Neues aus Komponenten der ersten beiden Positionen entwickelt werden?
  • Sind Teile «des Anderen» oder «Falschen» richtige Lernschritte?
  • Achten Sie dann auch hier wieder auf Ihren Körper. Welche Empfindungen zeigen sich?

Schritt 4

«Keines von beiden»: Fokussieren Sie nun auf die vierte Position

«Keines von beiden» und nutzen Sie folgende Fragen für die Reflexion (Heitger/Serfass 2015):

  • Worum könnte es «eigentlich» bzw. noch gehen?
  • Worum könnte es statt «des Einen» und «des Anderen» gehen?

Beobachten Sie Ihre Gedanken und Gefühle. Achten Sie nun auch hier auf die Signale Ihres Körpers.

Schritt 5

«All dies nicht (und selbst das nicht)»: Im fünften Schritt geht es dar-

um, die Perspektive nochmals radikal zu ändern und weit herauszuzoomen: Was wäre, wenn keine der durchlaufenen Positionen mit Ihnen in Resonanz ginge?

Was wäre, wenn alles möglich ist – sich also noch viele weitere mögliche Positionen zeigen?

Schritt 6

Reflexion: Sie können die einzelnen Positionen nochmals durchgehen. In einem weiteren Durchgang kann es gut sein, dass Sie nochmals ein neues Erkenntisniveau erreichen. Sollten Sie für sich die Erkundung beendet haben, starten Sie mit der Reflexion:

  • Haben Sie »das Eine« oder »das Andere« als positiv erlebt? Der Körper zeigt hier schon die Richtung für die Lösung an (Fritzsche 2012, Habedank 2017).
  • Spürten Sie im Fokus auf die beiden Positionen respektive auf diesen stehend etwas Positives? Dann ist vielleicht das Ergebnis der dritten Komponente «Beides» von grosser Bedeutung für Sie.
  • Oder aber haben Sie den vierten Aspekt, das «Keines von beiden», als besonders positiv empfunden? Sollte dies der Fall sein, entdecken Sie vielleicht schon im Prozess neue Handlungsoptionen und können die bisherigen getrost verwerfen.
  • Sollte die fünfte Position »Dies nicht und auch das nicht« besonders mit Ihnen in Resonanz gegangen sein, starten Sie eine weitere Entdeckungsreise: Vielleicht entdecken Sie einen bisher unbekannten Wunsch (Fritzsche 2012)?

Rahmenbedingungen

Dauer:     45 Minuten bis 2 Stunden, je nach Präferenz und Möglichkeit

Format:    gedanklich selbst ausführen – auf Papier oder im Raum

Teilnehmende: individuell (jedoch gut auch im Team anwendbar)

Weitere Informationen zum diesem und anderen Tools zur Bewältigung geschäftlicher Herausforderungen mit kommunikativen Mitteln finden Sie im Buch

«Kommunikation neu gedacht».

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