Wofür?
Das Werkzeug »Tetralemma« (Sparrer/Varga von Kibéd 2000) hilft uns, aus einem Dilemma auszusteigen, indem es weitere mögliche Handlungsoptionen insFeld führt. Das Tool bringt schlicht mehr Farbe in eine schwarz-weisse Welt. Der Entscheidungs- und Handlungsspielraum wird erweitert. Das Tool kann sowohl individuell als auch in Teams eingesetzt werden. In unserem Fall – verortet im zweiten Quadranten – dient es dazu, neue Perspektiven zu gewinnen.
Das Tetralemma hilft uns, die rein rationale Ebene zu verlassen, und erschliesst über das Erkunden alternativer Positionen unsere intuitive Intelligenz.
- Erkennen von Gedanken, Gefühlen und der eigenen Einstellung
- Entwicklung der eigenen Gedanken, Gefühle und der Einstellung
- Gewinnen neuer Perspektiven, Erreichen von Klarheit über persönliche Bedürfnisse
- Auflösen von Blockaden und Durchbrechen von Mustern
Beispiel
Wofür?
Komplexe Situationen zeichnen sich dadurch aus, dass es kaum durchschaubare Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge gibt. Es geht also darum, Sinn aus einem scheinbaren Durcheinander zu gewinnen. Wer die Bewegungen in einem lebendigen Organismus verstehen möchte, sollte sich in diesen hineinbegeben und versuchen, hinter die Kulissen zu schauen. Erst im Austausch mit anderen beginnt man deren Perspektiven zu verstehen und hat die Chance, sich selbst in vielschichtige Zusammenhänge hineinzuversetzen. Auf diesem Weg entstehen «Warm Data» – Zahlen, die leben und die mit Sinn und Geschichten angereichert werden. Diese Sinnfindung kann nicht an Komitees und Expertengremien ausgelagert werden, sondern findet in direktem Austausch, in direkter Kommunikation zwischen denjenigen statt, die sich in einem virtuellen oder physischen Raum zusammenfinden. Einen Sinn in komplexen Fragestellungen findet man nicht im stillen Kämmerlein, sondern in der Kommunikation selbst. Diesem Zweck folgen unsere Sensemaking-Sessions.
Beispiel
Ein Team von Studierenden hat sich im Rahmen eines Semesterprojekts zum Ziel gesetzt, ein grösseres Bewusstsein für ökologische Nachhaltigkeit zu schaffen – anhand des Beispiels Verpackungsmüll.
Motiviert durch den jeweiligen individuellen Purpose der Teilnehmer:innen fällt die Entscheidung, diverse Stakeholder zu diesem Thema in einem Kommunikationsraum zu versammeln. Dieser soll mehr als ein blosser Raum für Kommunikation werden und die Möglichkeit zur sinnstiftenden Begegnung von Menschen bieten. In einem virtuellen Austausch soll die Möglichkeit zum Dialog und zur Diskussion eröffnet und gleichzeitig ein kreatives Moment geschaffen werden, aus dem heraus alle Veranstaltungsteilnehmer:innen ein Potenzial für eigenes wirksames Handeln erkennen sollen.
Worauf es ankommt
Sensemaking-Sessions sind einfach strukturiert, erfordern jedoch Aufmerksamkeit. Insbesondere ist es wichtig, Abstand von dem Ansatz zu nehmen, dass eine Weitergabe von Informationen schon ausreicht, um kommuniziert zu haben.
Nach diesem Muster laufen weiterhin viele Managementinformationen, Pressemitteilungen und Social-Media-Posts ab: Wenige Expert:innen bereiten faktisch korrekte Informationen vor, die andere im Wesentlichen nur konsumieren. Die Interpretation der Informationen wird dem/der Leser:in überlassen.
Während dies bei einfachen Ursache-Wirkungs-Zusammenhängen durchaus ein
effizienter Weg der Informationsverbreitung sein kann, führt er bei komplexen Themen und Sachverhalten direkt ins Nirwana: Mitarbeitende fühlen sich verloren. Kunden verlieren das Vertrauen. Klimaschützer:innen gehen auf die Barrikaden. Denn es fehlt der Austausch zwischen Menschen, in dem Beobachtungen geteilt und kalte Fakten aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet werden.
Sensemaking-Sessions erfordern es, loszulassen vom Privileg der Informationsverbreitung – und stattdessen einzutauchen in eine lebendige Sinnfindung unter Einbindung unterschiedlicher Stakeholder.
Schritt für Schritt
Schritt 1
Wählen Sie ein komplexes Thema für die Sensemaking-Session, wie
zum Beispiel «ökologische Nachhaltigkeit».
Schritt 2
Laden Sie eine Gruppe von ca. 20 – 40 Interessenten zu diesem Thema
ein – physisch vor Ort bei Ihnen oder im Rahmen eines Videocalls.
Schritt 3
Bereiten Sie entweder Tische oder Breakout-Räume für 4 – 6 Teilnehmer:innen vor.
Schritt 4
Stellen Sie das Thema im Plenum vor und leiten Sie die Diskussion anhand einer Frage ein. Muster für geeignete Fragen finden Sie weiter unten in den Templates. Beispiel: «Was ist wesentlich bei ökologischer Nachhaltigkeit?»
Schritt 5
Danach finden an den Tischen bzw. in den Breakout-Räumen drei Runden von Diskussionen mit wechselnden Teilnehmer:innen statt (optional: verteilen Sie mit der Methode vertraute Mitarbeiter:innen als Moderator:innen in die Gruppen):
- Runde 1: 20 Minuten Teilen von Geschichten und Beobachtungen zu den jeweiligen Kontexten
- Runde 2: 15 Minuten in anderer Besetzung/zu neuen Kontexten
- Runde 3: 10 Minuten Diskussion
Schritt 6: Freies, ergebnisoffenes Teilen der Beobachtungen von den Tischen bzw. aus den Breakout-Räumen.
Rahmenbedingungen
Dauer: 90 Minuten bei stringenter Vorbereitung und Moderation im Onlineformat
Format: virtuell oder persönlich in einem geeigneten Raum
Teilnehmende: ca. 20 – 40 diverse Stakeholder zu einem geschäftsrelevanten Thema
Weitere Informationen zum diesem und anderen Tools zur Bewältigung geschäftlicher Herausforderungen mit kommunikativen Mitteln finden Sie im Buch