Tool #7: Dialog

Wofür?

Mit »Dialog« meinen wir die Art von Gesprächen, die etwas in uns verändern, wenn wir an ihnen teilnehmen, und die etwas zwischen den Menschen, die an dem Gespräch beteiligt sind, bewegen. Dialoge sind der Ort, an dem wir «riskieren» müssen, authentisch zu sein und einen Raum mitzugestalten, in dem andere das Gleiche tun können (Andersen 2021). Es geht darum, unsere Denk- und Gesprächsgewohnheiten herauszufordern: mit Aufmerksamkeit zuzuhören, mit Absicht zu sprechen und es zu wagen, die Kamera umzudrehen, um uns selbst und die Rollen, die wir innerhalb eines Systems einnehmen, zu sehen. In diesem Dialograum versuchen wir nicht durch Fakten oder intellektuelles Wissen zu verstehen, sondern indem wir eine andere Perspektive einnehmen, durch die Augen und die Geschichte eines anderen Menschen sehen und ein neues Gefühl für die Umgebung bekommen, zu der das diskutierte Thema gehört. Komplexe Themen werden oft von Experten und der Führungsebene von Unternehmen erörtert. Wenn man aber den diversen Stimmen im Unternehmen Raum gibt – den Stimmen der Menschen, die von einer Entscheidung z. B. direkt betroffen sind –, eröffnen sich viel mehr Sichtweisen und blinde Flecken können erkannt werden.

Diese Art von Dialog muss wie ein Muskel regelmässig trainiert werden, um die Qualität eines jeden Gesprächs radikal zu ändern – sei es mit einer Person oder mit Hunderten von Menschen.

Beispiel

Es steht eine wichtige strategische Entscheidung im Unternehmen an, die ausschlaggebend für die nächsten Jahre ist. Die Dialogprinzipien lassen sich auch auf kleinere Entscheidungen anwenden. Hier kommt es auf die Tragweite des Themas an und darauf, wer involviert ist. Daraus ergibt sich die Entscheidung, ob und welche Variante für diesen bewussten Dialog gewählt werden soll.

Das Prinzip des Dialogs kann generell immer angewandt werden, wenn wir mit einer anderen Person sprechen. Entscheidend ist hier die Absicht. Wenn es nur darum geht, in der Teeküche Small Talk zu führen oder einen Termin abzuklären, können Sie sich auch an die Dialogprinzipien halten, sie spielen jedoch keine so grosse Rolle. Hier gilt es, situationsbedingt zu erkennen, wie wir der anderen Person gerade gegenübertreten möchten.

Die Dialogprinzipien können wir bewusst für ein Gespräch auf Augenhöhe einsetzen, zum Beispiel im Gespräch zwischen Geschäftsführer:in und Mitarbeitenden oder Kunden. Dadurch kann Neues entstehen und wir kommen davon weg, anderen zu sagen, was sie tun sollen. Im Dialog können wir gemeinsam etwas entwickeln und erarbeiten und nutzen somit unsere Synergie mit der anderen Person. Wir hören nicht mehr zu, um zu antworten, sondern um uns inspirieren zu lassen.

Die Dialogprinzipien empfehlen sich auch für Alltagssituationen.

Worauf es ankommt

  • Sprechen Sie aus der Ich-Perspektive. Berichten Sie aus Ihrer Wahrnehmung, Perspektive und Geschichte heraus und werden Sie nicht zum «Experten» für das gesamte besprochene Thema.
  • Konzentrieren Sie sich auf die Kernbotschaften und das Wesentliche, was kommuniziert werden soll.
  • Seien Sie ganz präsent – in Ihrer Wahrnehmung, in Körperempfindungen und Gefühlen.
  • Lassen Sie sich nicht von Ihren eigenen Wertungen, Urteilen oder Annahmen beeinflussen. Niemand weiss alles, und es geht nicht darum, wer recht hat, sondern darum, gemeinsam zu erforschen und an die Oberfläche zu bringen, was noch nicht sichtbar ist. Dies unterscheidet den Dialog von Diskussionen und Debatten.
  • Lassen Sie sich gegenseitig aussprechen, sprechen Sie mit Absicht und einer nach dem anderen. Hören Sie einander gut zu. Schenken Sie sich gegenseitig Respekt.
  • Wenn Sie das Gesagte überfordert oder es für Sie zu viele Informationen auf einmal sind, können Sie Ihr Gegenüber auch bitten, kurz zu stoppen, bis das Gesagte Sie erreicht hat und alle Informationen bei Ihnen angekommen sind.
  • Verknüpfen und verbinden Sie Ihre Ideen, ohne Wissen als Eigentum zu betrachten, sondern als gegenseitige Inspiration.
  • Sorgen Sie dafür, dass jeder gehört werden kann. Laden Sie auch die stillen Teilnehmer ein, sich zu äussern.
  • Akzeptieren Sie abweichende Meinungen. Es muss kein Konsens über das Gesprochene erreicht werden. Innovation entsteht durch das Zusammenführen verschiedener Perspektiven und Ideen.
  • Machen Sie Gefühle transparent und schaffen Sie somit eine Gesprächsebene jenseits vorgefertigter Meinungen.
  • Bringen Sie sich ganz ein: mit Ihrer Menschlichkeit, aber auch mit Ihrem Wissen und Ihrer Erfahrungen.

Schritt für Schritt

Schritt 1

Sicheren Raum schaffen (online oder offline): Zuerst schaffen Sie ge-

meinsam die Rahmenbedingungen für einen Raum, in dem Sie und Ihre Gesprächspartner:innen sich sicher fühlen. Wichtig ist, den Teilnehmer:innen die Sicherheit zu geben, dass das Gesagte im Raum bleibt und nicht gegen sie verwendet wird. Seien Sie sich auch bewusst, dass jede:r Einzelne zur Sicherheit des Raums beiträgt und dies nicht allein Ihre Aufgabe als Führungskraft/Moderator:in ist.

Schritt 2

Türöffner/Eisbrecher: Um die Teilnehmer:innen des Dialogs in einen Zustand der Öffnung und des Vertrauens zu bringen, kann der Beginn des Dialogs spielerisch gestaltet werden (z. B. mit einem kreativen Check-in oder einer körperlichen Übung).

Schritt 3

Dialog: Ein Dialog findet meist zu einem bestimmten vorgegebenen

Thema oder einer Frage statt. Die vier wichtigsten Prinzipien noch mal zusammengefasst sind:

  • aus der Ich-Perspektive sprechen
  • aus einem Vorsatz heraus sprechen (Zweckgebundenheit, Kernelement)
  • aufmerksam zuhören
  • Ratschläge durch Neugier ersetzen

Schritt 4: Nach dem Dialog kann das Gesprochene von einem Teammitglied

mündlich und/oder schriftlich zusammengefasst oder auf andere kreative Art und Weise festgehalten werden (Video, Fotos, gemalte Bilder etc.).

Varianten

Triaden: In einer Triade findet ein Dialog zwischen drei Teilnehmer:innen statt. Diese nehmen verschiedene Rollen ein, die sie nacheinander durchtauschen. Es wird ein Zeitrahmen für jeden Sprecher vorgegeben (z. B. 5 Min.), den es strikt einzuhalten gilt, sodass alle gleich viel Sprechzeit haben. Nach jedem Sprecher/ jeder Sprecherin kann Feedback von den anderen beiden Rollen angeboten werden (z. B. 2 Min.), danach werden die Rollen getauscht. Es kann auch Zeit für eine generelle Feedbackrunde eingeplant werden, nachdem alle gesprochen haben.

Diese drei Rollen werden in Triaden besetzt:

  • Sprecher:in/Geschichtenerzähler:in: Diese Person berichtet über ihre Erkenntnisse und Erfahrungen in Bezug auf die Frage (nach den Prinzipien des Dialogs).
  • Zuhörer:in: Diese Person hört aktiv zu, stellt vertiefende Fragen und versucht den roten Faden der Geschichte zu ermitteln – sie kann dabei auch Momente der Stille zulassen.
  • Beobachter:in/Zeuge oder Zeugin: Die/Der Beobachtende legt ihren/seinen Fokus darauf, welche Bilder und Emotionen während des Sprechens auftauchen und was an Körpersprache und Essenz mitgeteilt wird. Der/Die Beobachter:in kann Notizen machen oder zeichnen und diese dem/der Sprecher:in als Feedback anbieten.

Dialog-Walk: Beim Dialog-Walk gehen zwei Mitarbeiter:innen (unabhängig von Rolle oder Status im Unternehmen) zusammen spazieren und treten dabei miteinander in einen Dialog. Sie können sich persönlich physisch treffen – oder auch übers Telefon miteinander Kontakt halten. Formulieren Sie eine Frage oder ein Thema, über das Sie miteinander sprechen möchten, und werden Sie sich noch mal der Dialogprinzipien bewusst. Nun beginnt der/die erste Sprecher:in in einem vorher festgelegten Zeitrahmen (z. B. 7 – 10 Min.) über das Thema oder die Frage zu sprechen. Der/Die andere hört empathisch und aufmerksam zu, ohne zu unterbrechen. Dann ist der/die andere dran. Danach kann man sich noch über das Gesprochene gemeinsam austauschen oder ein Follow-up organisieren. Der Vorteil dieser Methode ist, dass Sie ein anderes Setting schaffen, um miteinander in Verbindung

zu treten: raus aus dem Büro, rein in die Natur und in die körperliche Bewegung.

Rahmenbedingungen

Dauer:     15 – 90 Minuten (je nach Teamgrösse, Dialogvariante und Thema)

Format:    Fragen und Thema vorgeben, Variante wählen

Teilnehmende: Team, Teile des Teams, gesamtes Unternehmen

Weitere Informationen zum diesem und anderen Tools zur Bewältigung geschäftlicher Herausforderungen mit kommunikativen Mitteln finden Sie im Buch «Kommunikation neu gedacht».

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